Bin ich hypnotisierbar?

Wann Hypnose wirkt und wann nicht

Neulich saß ich auf einer Gartenparty und bei dem üblichen Austausch mit neuen Bekannten, geht es um den lieben Beruf. Als ich dann berichtete, ich würde Menschen hypnotisieren, kam das recht übliche: „Echt? Ich glaube, ich bin überhaupt nicht hypnotisierbar.“ Dann frage ich (ebenfalls üblich): „Was stellst du dir denn unter einer Hypnose vor?“, schaue in (auch das ganz normal) fragende Augen und höre mir zögerliche Halbsätze oder Beschreibungen von Showhypnose an.

Zum Thema, was Hypnose denn ist, habe ich schon ausführlicher geschrieben: Hypnose verstehen – Was wirklich passiert und warum sie wirkt

Hier dann die Kurzfassung, auf die Frage: Bist du hypnotisierbar?

Ja.

Dazu musst du dich nicht besonders doll bemühen. Hypnose ist ein Zustand, den du zulässt, wenn du das Ziel wirklich willst. Hypnose funktioniert nur mit deinem Willen (warum Menschen dann manchmal gackernd auf einer Bühne stehen, schreibe ich gerne mal ausführlicher in einem weiteren Beitrag). Wenn du dich innerlich entscheiden kannst, dass du etwas verändern willst, dann ist der Weg offen.

Das heißt nicht, dass du vorher schon wissen musst, wie das alles geht (es reicht, wenn ich das weiß) und du musst auch nicht alles im Griff haben. Aber ein inneres Ja zum Ziel ist ein ziemlich starker Verstärker für Hypnose - wenn nicht, sogar die Grundvoraussetzung. Ohne das bleibt die Wirkung oft oberflächlich.

Wann Hypnose besonders gut wirkt – und wann nicht

Ein paar Faktoren, die helfen können, damit Hypnose wirklich wirkt:

  • Ein ruhiger Raum, auch im Kopf.

    Es braucht keine Klangschalen, keine Räucherstäbchen, kein Dimmer auf Wohlfühllichtstärke. Aber es hilft, wenn dein System runterfahren darf. Wenn du weißt: Jetzt stört mich erstmal niemand. Und auch danach ist genug Zeit, um in Ruhe wieder aufzutauchen. Kein „Hypnose und dann direkt zum Elternabend“.

    Wer sich währenddessen ständig fragt, ob er gleich wieder funktionieren muss, wird sich nicht wirklich fallen lassen.

  • Vertrauen zum Hypnotiseur.

    Ohne das geht es schlicht nicht. Wenn du das Gefühl hast, du musst dich innerlich gegen mich verteidigen, wird dein System nicht gleichzeitig offen sein für Veränderung. Ist wie tanzen mit angezogener Handbremse. Wir kommen irgendwohin – aber mit ganz schön viel Reibung.

    Das heißt nicht, dass wir uns vorher ewig kennen müssen. Aber du musst dich in meiner Gegenwart sicher fühlen. Alles andere ist für Hypnose keine gute Basis.

  • Körpersignale ernst nehmen.

    Wer in Trance liegt und sich zehn Minuten fragt: „Soll ich die Nase jetzt kratzen oder nicht?“ – bitte: kratz sie. Hypnose ist kein Konzentrationswettbewerb. Du darfst dich bewegen. Atmen. Seufzen. Alles, was dir hilft, wirklich da zu sein. Du musst nichts unterdrücken. Nur zuhören – dir selbst.

Und was kann Hypnose ausbremsen?

  • Konzert im Kopf.

    Wenn der innere Dialog pausenlos kommentiert, analysiert und bewertet („Mache ich das richtig? Merke ich schon was? Ist das jetzt Hypnose?“), wird es schwer, nach innen zu hören. Hypnose ist eher ein Sich-Einlassen. Kein Gedankentest. Kein Erwartungstheater.

  • Erwartungsdruck.

    Wenn du da sitzt und innerlich ein „So, jetzt heil mich!“-Plakat hochhältst, wird es eng. Hypnose ist kein Knopfdruck. Sie gibt dir Zugang zu Möglichkeiten – aber ob du durch die Tür gehst, liegt bei dir.

  • Verdeckte Nein-Haltung.

    Wenn du eigentlich gar nicht willst – oder dir nicht sicher bist, ob du das, was danach kommt, wirklich willst –, spürt das dein System. Hypnose macht nichts gegen dich. Und sie übergeht auch keine inneren Stopp-Schilder.

Kontrolle abgeben? Muss gar nicht sein.

Ein häufiger Grund, warum Menschen glauben, sie seien nicht hypnotisierbar, liegt in der Vorstellung, sie müssten dabei etwas aufgeben: Kontrolle, Bewusstsein, Autonomie. Wer das nicht will (völlig zu Recht übrigens) wird innerlich auf der Bremse stehen. Dabei ist Hypnose kein Zustand der Ohnmacht. Vielmehr ein Zustand innerer Fokussierung. Du verlierst dich nicht – du gewinnst Zugang zu dem, was sonst überlagert ist. Du bist nicht weg. Du bist einfach auf eine andere Art da.

Hier gibt es einen kleinen weiteren Einblick: Erfahrungen mit Hypnose: Was Menschen wirklich berichten – und was nicht passiert.

Kurzfassung: Hypnose ist ein innerer Zustand. Wach, klar, empfänglich. Und genau da wirkt sie auch – im Miteinander, nicht im Überstimmen.

Weiter
Weiter

Erfahrungen mit Hypnose: Was Menschen wirklich berichten – und was nicht passiert